Die gelebten Räume sind relativistisch: Sie beugen und deformieren sich je nach den Gegenständen, die sie enthalten und organisieren. Personen, Bilder, Worte und Begriffe wirken mehr oder weniger strukturierend, je nachdem, wie sehr dabei die Gefühlsebene angesprochen wird. (...) Wir experimentieren tagtäglich mit solchen gelebten Räumen, die aus der Interaktion zwischen Menschen entstehen. Aber es gibt größere Räume, welche soziale Gruppen, große kulturelle Komplexe umfassen und an denen nicht nur Menschen, sondern auch die unterschiedlichsten nicht-menschlichen Elemente beteiligt sind: Zeichensysteme, Kommunikationsdispositive, Waffen, Werkzeuge, Elektronen, Viren, Moleküle ... (...) Man erkennt die Bedeutung eines intellektuellen, technischen, sozialen oder historischen Ereignisses daran, wie sehr es ihm gelingt, Nähe und Distanz in einem bestimmten Raum zu reorganisieren bzw. neue Zeit-Räume, neue Systeme der Nähe zu errichten.

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Lévy, Pierre: Die kollektive Intelligenz - Eine Anthropologie des Cyberspace, übersetzt von Ingrid Fischer-Schreiber. Bollmann : Düsseldorf 1997, 148 f