://KUNST __

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Der Topos Kunst resümiert in der Assoziation von Kunst mit einem Werk im Sinne einer finalen Gestalt, gemäß dem linearen Informationsschema Objekt/Sender > Subjekt/Empfänger. Vielfach entsprechen dem Werk-Begriff jedoch auch als Medienkunst bezeichnete Arbeiten, die nur der Einsatz neuerer Mittel von überkommenen Formen auszeichnet. Davon unterscheidet sich eine in Kommunikationstrukturen begründete ://Kunst — neben operativen und organisatorischen Konsequenzen — vor allem durch die Offenheit gegenüber ihrer Prozessierung, was hier typografisch durch :// gekennzeichnet wird.
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Der Topos Kunst leitet sich von der Übereinkunft über bestimmte — die Rezeption ebenso wie das institutionelle Umfeld determinierende — Erscheinungsformen, Methoden der Produktion und Präsentation her. Ausdruck der Akzeptanz der Kunst in der Gesellschaft, ist der Topos für die Kunst implizit Gegenstand des Interesses einer Veränderung — vordergründig vielleicht im Sinne einer gesellschaftlichen Gegenhaltung, aber eigentlich im Sinne einer Erkenntnisfunktion. Darin ist das Prinzip der Avantgarde festgelegt. Das Überschreiten von Grenzen, der Vorstoß in nicht mit Kunst assoziierte Gebiete und deren Irritation waren eine geläufige Methode. Heute, da in der Kunst für Kunst Kompetenzen ausgebildet werden, die gestern noch als bereichsfremd galten, irritiert die Grenzüberschreitung durch Akzeptanz künstlerischer Strategien in bislang kunstfremden Bereichen - vor allem "die Kunst" selbst. Diese Entwicklung in der Traditionslinie der Avantgarde mündet nun (abseits der Verabschiedung der Avantgarde durch die Postmoderne) folgerichtig in die Überwindung der Avantgarde — ohne ihren Charakter der Widerständigkeit zu verlieren. Nicht mehr die Dichotomie Gesellschaft/ Kunst, sondern das Selbstverständnis der Kunst (egal ob der Moderne oder Informationsmoderne) bildet dabei den Angelpunkt einer Schwerkraftverlagerung in der Entwicklung. Zumindest für die Kunst sind anhand der ersten Beobachtungen, die von einem Takeover künden, bereits plausible Szenarien vorstellbar.

Aus : Heimo Ranzenbacher "Strategies of Intertainment — Projektskizzen aus dem Ars Electronica FutureLab" [Springer Verlag, Wien New York, 2001]
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