LIQUID MUSIC     


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H E I M S P I E L - Beispiele zur Medienmusik

Liquid Music ist heuer überwiegend konzertanten Formen der Medienkunst gewidmet und präsentiert durch Beispiele von neun KünstlerInnen - auch aus Judenburg - unterschiedliche Ansätze.
Ein weiterer Aspekt betrifft integrative Formen dieser "Medienmusik" in der Pop-Musik. Das Programm ist daher so aufgebaut, dass im Anschluss an täglich drei Medienmusik-Performances von jeweils 30 Minuten Dauer ein Konzert mit offenem Ende folgt.

Zeit: 7., 8., 9. Juli 2005
Ort: Judenburg, Festsaal im \zentrum.
E i n t r i t t   f r e i !

"Heimspiel" lautet der Titel zum Einen, weil Judenburg, wie in den vergangenen Jahren, als Ressource der Erfahrung ins Spiel gebracht wird. Zum Anderen, weil Judenburg auch durch Künstler vertreten ist - durch Daniel Lercher, durch das Duo Günther Grayer & Dieter Preisl und durch die TeilnehmerInnen an einem (natürlich wieder kostenlosen) Sound-Workshop.
Was ist zu erwarten?
Rhythmische Pattern, schräge, irrlichternde Sounds, rauschende Klangflächen, leise, punktuelle Töne, raumgreifende akustische Gesten ..., die aus Zusammenhängen zwischen Maschinen, Programmen, Situationen und KünstlerInnen in Judenburg entstehen - und Judenburg ins Spiel bringen. Beispiele für akustische Relationen von: Günter Grayer, Werner Jauk, Emanuel Jauk, Daniel Lercher, Michael Pinter, Dieter Preisl, Andrea Sodomka, Eva Ursprung, Fränk Zimmer, der neben seinem konzertanten auch den heuer einzigen installativen Beitrag liefert, und den TeilnehmerInnen am Sound-Workshop.

Pop
Das Interesse betrifft weiters medienmusikalische Formen, die in die Pop-Musik Eingang gefunden haben. Das Programm ist daher so aufgebaut, dass im Anschluss an täglich drei exemplarische Medienmusik-Performances von jeweils 30 Minuten Dauer ein Konzert mit offenem Ende folgt.
Donnerstag: Code Inconnu (www.code-inconnu.org/)
Freitag: Rupert Huber/Tosca (www.ruperthuber.com/)
Samstag: Zeebee (www.zeebeemusic.com/)
Theorie
Vorträge werden heuer von Andrea Sodomka, Werner Jauk und Horst Hörtner gehalten.
Sound-Workshop
Anmeldung im Kulturbüro der Stadt Judenburg, 03572/83 141 - 274


LIQUID MUSIC
http://www.liquid-music.org
Liquid Music ist ein Medienkunst-Projekt von Heimo Ranzenbacher in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Judenburg. Liquid Music wird seit 1998 jährlich an vier Tagen in der obersteirischen Stadt Judenburg durchgeführt.
In der Regel werden drei bis vier Beiträge zu einem Thema realisiert, das die Stadt Judenburg als Ort und als Ressource der Erfahrung apostrophiert.
Beiträge 1998 - 2004 von Alien Productions (A.Sodomka, M.Breindl, N.Math), Berliner Theorie (S.Auinger, R.Huber), Reinhold Bidner, Isabella Bordoni, Cym, Markus Decker, E.A.R. (W.Temmel, N.Math), Gruppe 01 (W.Jauk, S.Stastny, J.Preininger), Reni Hofmüller, Horst Hörtner, Werner Jauk, Jomasounds, Norbert Math, Dietmar Offenhuber, Robert Praxmarer, Winfried Ritsch, Wolfgang Temmel, Eva Ursprung, x-space (Horst Hörtner, Heimo Ranzenbacher, Gerfried Stocker), Ernst Zettl, Ludwig Zeininger.
Projektpartner Graz-Kulturhauptstadt Europas (2003), Ars Electronica, Linz (2003, 2004)

PROGRAMM

DONNERSTAG 7.Juli
19.00 Eröffnung
Bgm. Grete Gruber | GR. Gabi Kolar
Werner Jauk | Heimo Ranzenbacher
Installation
19:00 -- open end Fränk Zimmer : Judenburg
& The Phantom Orchestra
media in music
20:00 Andrea Sodomka
20:40 Daniel Lercher
21:20 Emanuel Jauk
in concert
22:00 Code Inconnu


FREITAG 8.Juli
Installation
19:00 -- open end Fränk Zimmer : Judenburg
& The Phantom Orchestra
media in music
20:00 Werner Jauk
20:40 Fränk Zimmer
21:20 Duo Preisl-Grayer
in concert
22:00 Rupert Huber : The Music of TOSCA


SAMSTAG 9.Juli
Lectures
10:00 -- 12:00 Andrea Sodomka, Werner Jauk, Horst Hörtner
Moderation: Heimo Ranzenbacher

Installation
19:00 -- open end Fränk Zimmer : Judenburg
& The Phantom Orchestra
media in music
20:00 Eva Ursprung
20:40 sound hack/level 1
21:20 Michael Pinter
in concert
22:00 Zeebee : Chemistry


HEIMSPIEL

Medienkunst klingt, macht Geräusche, erzeugt Bilder, Wind, Farben, Texte, Stimmungen ... Im Grunde ist sie ohne "Disziplin"; alles fließt ineinander. Nach juTOPIA (2004) mit ausschließlich installativen Beiträgen stellt Liquid Music in seiner achten Folge Musik als einen Aspekt von Medienkunst und deren konzertante Praxis ins Zentrum - Medienmusik.

"Heimspiel" lautet der Titel zum Einen, weil Judenburg, wie in den vergangenen Jahren, als Ressource der Erfahrung ins Spiel gebracht wird. Zum Anderen, weil Judenburg auch durch Künstler vertreten ist - durch Daniel Lercher, durch das Duo Günther Grayer & Dieter Preisl und durch die TeilnehmerInnen an einem (natürlich wieder kostenlosen) Sound-Workshop.

Was ist zu erwarten? (I)
Musik, die sich anders organisiert als Musik, die wir als solche fraglos zu erkennen vermeinen. Aus der Erfahrung gesprochen: Rhythmische Pattern, schräge, irrlichternde Sounds, rauschende Klangflächen, leise, punktuelle Töne, raumgreifende akustische Gesten, überraschende Harmonien, irritierende Dissonanzen ... Projektionen? Wahrscheinlich auch.

Aber selbst wenn die Beiträge der KünstlerInnen am Ende mit solchen primär sinnlichen Kategorien in Übereinstimmung zu bringen wären, würde diese Ankündigung nicht mehr als eine rhetorische Annäherung oder bloß Poesie sein. Wenn im Vorfeld eines im Entstehen begriffenen Programmes, dessen Beiträge ebenfalls erst entstehen, eine solche Frage gestellt wird, kann die Antwort nur theoretischer Natur sein. [Theorie meint in diesem Fall einfach ein Erklärungsmodell dafür, warum etwas auf eine besondere Weise und nicht nach dem Augenschein interpretiert werden soll.]

Medienkunst?
Auch nach sieben Jahren Liquid Music (und nach mehr als einem halben Jahrhundert medienkünstlerischer Praxis) sorgt Medienkunst - nicht nur in Judenburg - noch für Irritation. Und das ist gut so!

Warum erscheint Medienkunst so anders als man es von Kunst gewohnt ist? Kurz: Weil Medienkunst in Form bringt, was die Dinge miteinander verbindet, während traditionelle Kunst ein Ding formt, das auf eine Verbindung verweist. Der Unterschied gründet in den verschiedenen Auffassungen davon, wie die Welt sich mitteilt, dass sie uns etwas angeht - als Realität oder als Wirklichkeit. Während Realität von res = Sache sich herleitet, referiert Wirklichkeit auf Wirken, ein Wirkungsgefüge zwischen den Dingen - die Domäne der Medienkunst. (Medium meint ein Dazwischen.)

Als Medienkunst setzt sich Kunst gleichsam zwischen die Dinge und nimmt als deren Zusammenhang Gestalt an. Sie setzt sich in Beziehung - zum Betrachter, zu den Dingen; sie realisiert nicht, sie prozessiert Wirklichkeit als ein Wirkungsgefüge. Und Zusammenhänge entbehren nun einmal des beschränkten Spektrums einer Neigung, sich dinglich eher in Form eines Bildes, einer Skulptur oder von Musik ... zu manifestieren. So entgrenzt sich der Modus der traditionellen Form (in) der Kunst, und anders als der traditionelle Gestalter eines Dinges agiert der Medienkünstler eher als Mediator.

Dieser aus der Organisation des Verhaltens der Dinge erklärte Unterschied liegt ansatzweise auch der Musik als Erklärungsmodell für Operationen mit einem nicht nur klanglich bestimmten Dazwischen zugrunde. Traditionell beschreibt Musik, die wir als solche fraglos zu erkennen meinen - sei's Pop, sei's Klassik, sei's so genannte Moderne Klassik - das Verhalten von Klang in der Zeit. Deren oberflächlichstes Erkennungsmerkmal ist das akustische Spektrum mehr oder weniger bekannter Instrumente (Geige, Gitarre, Flöte, Stimme ...) und die tonale Beziehung, in der sie zueinander stehen.

Medienmusik
Medienmusik nimmt sich hingegen der im besten Sinne fragwürdigen Aspekte an: Bereichen, aus denen die Klänge ihr - mitunter eigenwilliges - Verhalten beziehen, und Verhältnissen, in denen sie zu einer Quelle, deren Bedeutung und Verhalten stehen, wenn diese nicht durch das Spiel gängiger Instrumenten bestimmt ist. Die Natur dieser Quellen ist vielfältig und nicht durch Konventionen über Musik diszipliniert. Mit musikalischen Normen, wie sie immer wieder auch zum Tragen kommen, verbindet sich kein größeres Privileg als es etwa dem Verkehrsgeschehen, Satellitenbahnen oder Mechanismen der Übertragung von Daten oder Informationen eignen würde. Ihrer Natur gehören jedoch immer auch Maschinen und Programme an, die Klang gemäß einer Verbindung mit dem Gegenstand eines willkürlichen Interesses an etwas, das ist, erzeugen - sei's die Maschine selbst, sei's ein Bild, sei's eine Situation, eine Frequenz ... Daher ist Medienmusik im Grunde stets weniger artifiziell als disziplinierte Musik, die ihre eigenen Spielregeln und Regelübertretungen verfolgt. Medienmusik erscheint fremder lediglich in der Erfahrung, die das Artifizielle im Ungewohnten ortet.

Was ist zu erwarten? (II)
Rhythmische Pattern, schräge, irrlichternde Sounds, rauschende Klangflächen, leise, punktuelle Töne, raumgreifende akustische Gesten ..., die aus Zusammenhängen zwischen Maschinen, Programmen, Situationen und KünstlerInnen in Judenburg entstehen - und Judenburg ins Spiel bringen. (Actual Music, wenn man so will ...) Beispiele für akustische Relationen von: Günter Grayer, Werner Jauk, Emanuel Jauk, Daniel Lercher, Michael Pinter, Dieter Preisl, Andrea Sodomka, Eva Ursprung, Fränk Zimmer, der neben seinem konzertanten auch den heuer einzigen installativen Beitrag liefert, und den TeilnehmerInnen an einem Sound-Workshop.

Pop
Das Interesse betrifft weiters medienmusikalische Formen, die in die Pop-Musik Eingang gefunden haben. Das Programm ist daher so aufgebaut, dass im Anschluss an täglich drei exemplarische Medienmusik-Performances von jeweils 30 Minuten Dauer ein Konzert mit offenem Ende folgt:

Donnerstag: Code Inconnu
Freitag: Rupert Huber/Tosca
Samstag: Zeebee.

Workshop
Nach dem Game-Programmier-Workshop im Vorjahr bieten wir heuer einen viertägigen, wiederum kostenlosen Workshop für maximal acht TeilnehmerInnen an. Diesmal geht es um die Grundlagen der Arbeit mit Klang mittels aktueller Musiksoftware. Leitung: Fränk Zimmer. Der Workshop hat auch einen Beitrag zum Hauptprogramm zum Ziel.

Theorie
Weil, wie gesagt, Theorie die ästhetische Erfahrung fördert, machen wir auch wieder (unverdrossen ;-) ein entsprechendes Angebot durch Vorträge von Andrea Sodomka, Werner Jauk und Horst Hörtner - und die Einladung, mit ihnen und den übrigen KünstlerInnen zu sprechen.

Heimo Ranzenbacher



MEDIA IN MUSIC


Duo PREISL & GRAYER
[ A / Judenburg|Wien ]

-> Dieses Duoprojekt mit Schlagzeug, Syntheziser, Sampler und elektronischer Violine versucht das Spannungsfeld von einerseits analoger und akustischer Klangerzeugzung und digitaler, also rein elektronischer Klangerzeugung und Klangmanipulation andererseits auszuloten.
Die Stücke entstehen aus einfachen Motiven, die rhythmisch gegeneinander versetzt auftreten; im Lauf der einzelnen Stücke wird der rhythmischen und klanglichen Improvisation ein breiter Rahmen vorgegeben.
Als Samples werden keine vorfabrizierten Wave-Dateien oder Fremdsamples verwendet, sondern von Schlagzeug, Syntheziser und Violine direkt eingespielte Patterns, so dass sich ein verdichteter Dialog entwickeln kann.
Statische Momente einerseits und Drive als Gegenpol sollten der Musik eine eigene zeitliche Qualität verleihen.
Dieter Preisl
geboren 1962 in Judenburg, Studium an der Akademie der bildenden Kuenste Wien. Schlagzeuger in mehreren Bands. Synthesizer, Sampling und Percussion bei Solo- und Duo-Projekten.
Günter Gryer
Geboren 1956 in Judenburg, dortselbst Besuch des Gymnasiums, Studium der Mathematik und Physik in Wien, seit 1980 als AHS Lehrer in Judenburg tätig.

Daniel LERCHER
[ A / Judenburg|Wien ]

Topos Scarcity -> Das Konzept hinter Topos Scarcity ist im Allgemeinen ein Gegenentwurf zur ständig wachsenden Reproduzierbarkeit der heutigen Medienlandschaft.
Ausgangspunkt ist die Bestimmung einer Klangquelle (Gegenstände, Instrumente, Publikum...), die als Improvisations-Basis fungiert. Sämtliches Material wird ausschließlich aus der direkten Umgebung gewonnen und verarbeitet. Darüber hinaus gibt es keine vordefinierten Richtlinien.
Eine zeitliche Entwicklung der Klänge zu flächigen Sound-Gebilden und neuen Strukturen steht im Vordergrund. Durch diese Synthese entstehen auch immer wieder andere Zusammenhänge im Material selbst, wodurch neue Formgestalten angenommen werden können. Der Faktor Zeit und die Bereitschaft des Rezipienten, sich diese bewusst zu nehmen, spielen dabei eine wichtige Rolle.
Daniel Lercher (1983)
Matura, 12 Monate Zivildienst in Judenburg. 2002: Beginn des Studiums der Musikwissenschaften an der Uni Wien. Seit 2003: Studium am Institut für Elektroakustik an der Uni für Musik und darstellende Kunst Wien.
Band-Auftritte in Judenburg (Rock'n'Roses ...), diverse Live-Performances in Wien (Fluc, Alte-Schmiede...)

Michael PINTER
[ A/NL Graz|Zeist ]

auto_facing -> übernimmt die Audiodaten von Fränk Zimmers Phantom Orchestra und triggert damit das System "auto_face" [*].
auto_face besteht aus einer Textdatenbank, die theoretische Reflexionen über das System selbst enthält, und einem Interface zur Außenwelt, repräsentiert durch das Internet.
Während die interne Datenbank nach systemrelevanten Aussagen durchforstet wird, werden zugleich neue Aussagen generiert; bleibt die Suche an relevanten Kernbegriffen hängen, greift das System auf das Internet zu und sucht darin nach entsprechenden Informationen. (Was als relevante Aussage gewertet wird, hängt von den programmeigenen Kriterien und somit vom "Eigensinn" des auto_face ab.)
Parallel zu dieser selbstreflexiven Suchroutine arbeitet eine Audiodatenbank mit den Ergebnissen und generiert mittels Impulsen eine Komposition. (Impulse als digitaler Verkehr, als "Puls" einer Stadt.) In den Audio-Patch wird im Konzert eingegriffen: Der Performer programmiert und modifiziert mit.
Michael Pinter (1969)
arbeitet in Graz/AUT und Zeist/NL. Arbeitsstipendium des Landes Steiermark, Staatsstipendium Holland, Komponistenförderung Österreich. Seit 2003 Leitung des Worklabs "Open Source und Multimedia Tools im CC"; seit 2004 Vorstandsmitglied von IG-Pop und mehr / Gründung von eigenroth-Literatur (mit Michael Mastrototaro).

Andrea SODOMKA
[ A / Wien ]
variations on distances -> In unserer Welt, in der Distanzen aufgehoben scheinen und Mobilität eine Lebenshaltung geworden ist, werden konkrete Räume wieder wichtig. Auf der imaginären Weltkarte der Kunstmetropolen erscheinen immer mehr kleine, bis vor kurzem "unbedeutende" Städte und Länder und vermischen sich mit traditionellen Metropolen zu einem neuen Universum.
variations on distances ist eine Geschichte über die Poesie des Reisens. Orte, die ich besucht habe, und die mir wichtig geworden sind (u. a. Judenburg), tauchen genauso auf wie imaginäre Landschaften und historische Reisebescheibungen. Klänge der Radarkennungen der großen Häfen, soundscapes großer und kleiner Städte, historische Seefunkaufnahmen, der Funkverkehr eines Flughafentowers... erzählen eine Geschichte über die Auflösung der Orte im virtuellen Raum und ihre Neupositionierung in einer real-vernetzten Welt.
Andrea Sodomka
Studium an der Hochschule für angewandte Kunst und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst - Institut für Elektroakustik, Wien. 1991-95 Präsidentin der Gesellschaft für Elektroakustische Musik G.E.M. 1994 Lehrauftrag an der Musikhochschule Graz. 1995-98 Medienkunstbeirat am Offenen Kulturhaus, Linz. Seit 1997 Mitarbeit bei ALIEN PRODUCTIONS - Intelligenzdesign.

SOUND HACK / Level 1
[ A / Judenburg ]
-> Konzertante Präsentation der Sound-Workshop-Ergebnisse
Leitung: Fränk Zimmer
Das Präsentationskonzert basiert auf einem Patchwork aus Musikfragmenten, realisiert im Rahmen des Soundworkshops, in dem Klangbearbeitungsstrategien erprobt, verworfen und kritisch gehört worden sind. Ein Patchwork, das nicht Folge aufoktroyierter Leitfäden ist, sondern das Ergebnis einer Mischung aus erworbenen Kompetenzen und einem durch die eigene Musiksozialisation geformten Blick.
Von den Workshop-TeilnehmerInnen werden in 30 Minuten heterogene Klanglandschaften präsentiert, die aus bearbeiteten Alltagsgeräuschen, bearbeitetem found-footage-Material, aktueller Minimal-Elektronik oder einem Remix von schon vorhanden Musikkonserven bestehen können.

Emanuel JAUK
[ A / Graz ]
Unexpected Spectators - Judenburg remixed -> ist eine interaktive, auf Patches basierende Multimedia- Performance, geschrieben in Pure Data, die es ermöglichen, jedes Element eines Ganzen in Wechselwirkung zu einem Anderen zu stellen, also interaktive Musik und Videos zu generieren. Interaktiv einerseits in Bezug auf die ständige Wechselwirkung zwischen den einzelnen Ton- und Bildelementen, andererseits in Bezug auf die Wechselwirkung zwischen dem Werk und dem Akteur selbst. Dieser Kontrast zwischen algorithmischer Programmierung und musizierender Spielweise erzeugt ein geschlossenes, jedoch in sich metamorphes Werk, welches zurückgreifend auf visuelle sowie akustische Impressionen der Stadt Judenburg eine persönliche Interpretation dieses Ortes erzeugt: Judenburg remixed.
Emanuel Jauk (1986)
studiert seit knapp zehn Jahren klassische- und Jazzgitarre am Landeskonservatorium in Graz. Er ist zurzeit als Mitglied der Band "Edit Nylon" tätig (Konzert: Rock'n'Roses 03), betreibt die monatliche Veranstaltungsreihe "electronic sessions" im NIL / Graz und tritt regelmäßig in diversen Lokalen der Grazer Elektronik-Szene in Erscheinung (PPC, Sub...). Jüngste Veröffentlichung auf dem "Sonntags Abstrakt 04"-Sampler.

Werner JAUK
[ A / Graz ]
Metal Music -> Good Vibrations -> versteht sich als eine musikalische Allegorie auf die Mutation von Produktionsstätten der Eisenindustrie zu Erlebniszonen. Mit Verweis auf den klaren Konnex der Industrial Music zu Prozessen der (sozio-)historischen Arbeitswelt, dient dem Stück Heavy-Metal-Gitarrensound als Ausgangsmaterial. Die Verarbeitung durch den Computer enteignet den Sound seiner Arbeitswelt-bezogenen Bedeutung und ersetzt diese im Verlauf der Performance durch einen Easy-Listening-Klangteppich. In dem Maß, in dem die klangliche Basis durch digitale Codierung ihre ursprüngliche Reminisenz an die Körperarbeit und mechanische Vorgänge zur Erzeugung von Produkten verliert, entwickeln sich Hightech-getriggerte Sound-Images der "alten Welt" zu Elementen einer lustvoll-körperlicher Rezeption.
Werner Jauk (1953)
Musikwissenschafter und Scientific Artist an der Karl-Franzens-Universität Graz. Gründer von grelle musik <--> Intermedia. Studien am IRCAM / Paris, Juror des Prix Ars Electronica und der CYNET. Arbeiten zwischen Wissenschaft und Kunst zu auditiver Wahrnehmung und alternativen Theorien der Medienkunst sowie zu soziopolitischen Belangen von Kunst. Teilnahme an internationalen Festivals. Anerkennungspreis des Prix Ars Electronica / interactive art.


Eva URSPRUNG
[ A / Graz ]
256 steps -> 256 Stufen führen im Judenburger Stadtturm - dem Wahrzeichen der Stadt - zu dessen Aussichtsgalerie hinauf. Das Dach ist Stützpunkt zahlreicher Sender - für Feuerwehr- und Mobilfunk, für Bild- und Tonübertragungen. Analog dazu fungiert die Glocke als akustischer Signalgeber für spirituelle und Alltagsereignisse. Der Turm ist so auf verschiedenen Ebenen Kommunikationszentrale und Orientierungspunkt der Stadt.
256 ist auch Standard-Speichereinheit binärer Computer: Ein Byte besteht aus 256 Bit und kann 256 verschiedene Informationen speichern: 0 - 255. Im Raster der "magischen" 256 oszilliert das Stück 256 steps Schritt für Schritt zwischen realem Stadtgeschehen und dessen imaginativen "höheren" Ebenen. Soundsamples der Stadt werden aus- und eingezoomt und sukzessive abstrahiert. In vorfabrizierte Sounds interveniert live ein Midi-Saxofon als subjektiver Ausgangs- und Bezugspunkt der numero-akustischen Recherche.
Eva Ursprung
Lebt in Graz. Aktionen, Kunst im elektronischen Raum, Arbeit mit Video, Fotografie und Klang; zuletzt: "Znak", Tonspur 10, MQ Wien (2004). 1982 - 1992 feministische Kulturzeitschrift und Künstlerinnengruppe Eva & Co., seit 1993 Präsidentin des Kunstvereins W.A.S. 1998 - 2003 Kuratorin für bildende Kunst im Forum Stadtpark Graz.

Fränk ZIMMER
[ L/A Luxemburg|Graz ]
Judenburg & the Phantom Orchestra -> Ein Zucken, ein leichtes Vibrieren, ein Ruckeln, das nach bestimmten Gesetzen zu funktionieren scheint. Parallel dazu eine andere Klangwelt aus Gesprächsfetzen, vorbeifahrenden Autos und anderen Stadtgeräuschen. Zu Füßen der BesucherInnen eine vier mal fünf Meter große weiße Fläche, die Bühne des Phantom Orchestra.
Das Phantom Orchestra ist ein Orchester ohne Musiker. Der Orchesterapparat besteht aus E-Gitarren, einem E-Bass, einem Tonbandgerät und anderen, mehr oder weniger aus der Musikwelt stammenden Klangkörpern. Judenburgs öffentlicher Raum wird an vier Orten akustisch abgenommen, in das Judenburger \zentrum. übertragen, hörbar gemacht und zugleich zur Generierung einer Art Orchesterpartitur verwendet. Hierzu werden die vier Klangstränge mit einer speziellen Software analysiert und der Orchesterapparat in Folge gesteuert bzw. durch kleine, an den Instrumenten angebrachte, bewegliche Teile zum Leben erweckt. Klanginitiation und -produktion dieses musikalischen Prozesses sind während der drei Tage von Liquid Music 2005 im \zentrum. unmittelbar zu beobachten und zu hören.
Fränk Zimmer (1972)
Ausbildung zum Kommunikationstechniker am Lycée des Art et Métiers in Luxemburg. 1994 Tontechnikstudien in Graz, ab 1995 Studium der Musikwissenschaft an den Universitäten Graz und Wien. Seit 1996: Improvisationsprojekte, Tanztheatermusik, Klanginstallationsprojekte. Seit 1999: Studienassistenz an dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Graz.



IN CONCERT


CODE INCONNU Donnerstag 7. Juli _ 22:00
[ A / Graz ]
Markus Sworcik (dr)
Christoph Uhlmann (synth)
Reas Klöckl (bass)
Gottfried Krienzer (guit)

spoil a fat smooth tv audience

Eine Mixtur aus Groove, Ambient und Noise.
Als Ausgangspunkt dienen Computermusikstücke, die ohne Rücksicht auf die Limitierungen einer Live-Band konzipiert wurden. Der Versuch, einem nicht erreichbarem Ideal möglichst nahe zu kommen, lässt dabei eigenständige, von Improvisation durchbrochene Live-Versionen entstehen.
Der Fokus richtet sich auf das Stagnierende, das Labile, in jedem Fall auf das Kleine, Minimale und Unmittelbare. Große Strukturen treten in den Hintergrund und das Momentane gewinnt. Dem Sound als Grundelement wird einige Aufmerksamkeit gewidmet, Repetitionen durchbrechen herkömmliche musikalische Erzählstrukturen, Erwartungshaltungen des Pop-Konsumenten werden erfüllt, um dann doch zu verwirren.
Aber das passiert nicht (nur) aus Spaß an der Abstraktion, sondern entspringt der Suche nach der Schönheit im eigentlich Banalen.
Nach "Abgesang" (tonto, 2002) erscheint im Sommer 2005 das zweite Code-Inconnu-Album

Rupert HUBER Freitag 8. Juli _ 22:00
[ A / Wien ]
The Music of TOSCA

Bereits in den 1980er Jahren spielten Rupert Huber und Richard Dorfmeister zusammen in der Schülerband "Dehli9", die auch dem 2003 erschienen TOSCA-Album den Namen gab. Während Rupert Huber später im Bereich der vernetzten/installativen Formen der Medienmusik tätig und auf diversen Medienkunst-festivals vertreten war (1999 mit Sam Auinger auch bei Liquid Music in Judenburg), reüssierte Dorfmeister im DJ-Duo mit Peter Kruder.
Seit 1994 sind Huber und Dorfmeister unter dem Namen TOSCA wieder gemeinsam am Werk und veröffentlichen auf g-stone + k7rec. deepe Ambient-Platten.
Bei Liquid Music - Heimspiel präsentiert Rupert Huber seinen persönlichen Mix der Musik von TOSCA.
Empfehlenswerte TOSCA-Alben [g-stone + k7rec.]
Opera (1997) - incl. chocolate elvis, fuckdub, postgirl
Suzuki (2000) - incl. orozco, boss on the boat, annanas
Dehli9 (2003) - incl. oscar, me&yoko ono, 12 piano pieces
Ab 30. Mai : J.A.C.

ZEEBEE Samstag 9. Juli _ 22:00
[ A / Dornbirn|Wien ]
I AM A MINER, AND MY VOICE IS THE DRILL

Die in Deutschland geborene Sängerin und Songwriterin zeebee, seit langen Jahren in Voralberg ansässig, besitzt - wenn man dem englischen Logo Magazine glauben darf - "enough of a life story to fill two volumes of autobiography" ... Zeebee arbeitet zur Zeit an ihrem zweiten Soloalbum.
"Cartoonboom" wird wie das Debüt "Chemistry" auf dem Wiener Label Angelika Köhlermann erscheinen. Während sich österreichische Kritiker bislang schwer taten, das Werk einzuordnen, regnete es weltweit außergewöhnlich enthusiastische Rezensionen. Mit ihrer eigenwilligen Stimme versetzt die Pop-Chanteuse mühelos Melodiengebirge und erobert und interpretiert jedes zeitgenössische Genre der elektronischen und akustischen Musik auf ihre ganz eigene, unerhörte Art, die sich dem Zuhörer oft erst nach mehrmaligem Hören voll erschließt. Zeebee selbst sieht sich als Arbeiterin "unter Tag": "Wenn ich singe, befinde ich mich dort, wo es dunkel und dicht ist. Meine Stimme arbeitet wie das Werkzeug eines Minenarbeiters. Ich bohre mich durch Masse und berühre scheinbar Undurchdringliches. Ich reibe mich an der Musik, bis es ganz heiß wird, bis alles nachgibt. Und manchmal ist da am Ende Licht."

Chemistry (2003) [ak020]




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